Misericordias Domini, 26. April 2020

Katharina Stähler

„Misericordias Domini“ heißt „Die Barmherzigkeit des Herrn“. 

Der zweite Sonntag nach Ostern wird manchmal auch „Hirtensonntag“ genannt.

Predigttext: 1. Petrus 2, 21-25


„Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen. Er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand. Der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet. Der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.“


Impulse:

„Der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet.“ Petrus schreibt hier, dass Jesus „stillgehalten“ hat, als er ungerechterweise leiden musste, als ihm Böses angetan wurde. Er hat sich nicht gewehrt. Und auch wir sollen „stillhalten“. Denn wir sollen ja Jesus nachfolgen!

Dietrich Bonhoeffer, der vor 75 Jahren hingerichtet wurde, wehrte sich tatkräftig gegen das „Böse“ in seiner Zeit und schloss sich dem Widerstand gegen das Hitlerregime an. Er hat nicht „stillgehalten“ und war doch ein treuer Nachfolger von Jesus.

Frage 1):
Wie verstehe ich den Bibelvers?Wenn „das Böse“ unterwegs ist in meinem Leben, im Leben der Welt, muss ich da „stillhalten“? Kann das christliche Nachfolge sein? Oder ist Widerstand auch erlaubt? Und wenn ja, wie?
Mit Ostern kommt die Hoffnung zurück in die Welt, die Hoffnung, dass einmal alles gut werden wird und die Gewissheit, dass die Liebe gesiegt hat, dass das Leben stärker ist als der Tod.

In einer Andacht habe ich gelesen:

„In uns muss immer dieser Traum von der großen Liebe bleiben, dass einmal alles gut wird. Vielleicht morgen schon. Oder bald. Oder am Ende der Welt. Dass einmal alle Schmerzen vorbei sind, dass nie mehr ein Mensch Waffen gegen andere einsetzt und nie mehr ein Mensch weinen muss….Die Liebe ist der Anfang der heileren Welt. Ein wenig. Und manche erleben sie ja auch. Andere suchen sie, ihr Leben lang. Oder hoffen auf mehr. Sie hoffen dann, dass Gott kommt, dass er als Liebe zu ihnen kommt und zu mir. Dass Gott zu uns kommt in Gestalt eines anderen Menschen. Als Nachbar oder Pfleger, als Verkäuferin oder Arzt, als Liebender oder Geliebte. Als der Mensch, der dann sagt oder zeigt: Es wird alles gut. Als der Hirte, der auf uns achtet und uns beschützt. Wie damals, als Gott auf der Erde ist als sein Sohn. … In seinen Worten und Zeichen sagt er immer: Fürchtet euch nicht. Es gibt Liebe. Sie ist der Anfang vom Ende der Furcht. Habt nicht so viel Angst, ihr Menschen mit Sorge und Krankheit und Trauer: Es wird gut. Nicht alles wird sofort gut. Aber manches kann jetzt gut werden oder am Ende der Tage. Es wird gut. Weil es Liebe gibt, immer. Weil ihr einander lieben könnt, aufeinander Acht geben könnt. … Liebe ist möglich, weil es sie gibt. Und weil Gott in jeder Liebe ist.

Frage 2): Was heißt das für mich und mein Leben, dass Jesus der „Hirte und Bischof meiner Seele“ ist?

Gebet

Gütiger Gott, du hast deinen Sohn von den Toten auferweckt.
Wir danken dir, dass dein Sohn uns Liebe gezeigt hat.

Wir bitten dich für alle Traurigen, Kranken und Sterbenden:
Sei du ihnen nahe.

Wir bitten dich für alle, die sich in der Welt verloren haben:
Nimm du sie an deine Hand.

Lass alle Menschen deine Nähe fühlen durch Menschen,
die du ihnen zum Trost sendest.

Dein, Gott, ist alle Macht. Dir geben wir die Ehre. Amen

Persönliche Fürbitten:

Vaterunser

Segensbitte

Segne uns mit deiner Lebenskraft,
du Gott des Lebens.

Verbinde uns mit deiner Liebe,
du Gott der Gemeinschaft.

Stärke uns mit deiner Hoffnung,
du Gott der Zukunft. Amen

25 April 2020